Seit Apple sollte allen Herstellern eigentlich klar sein, dass ein guter und eindeutiger Name eines Produktes eine der besten Marketing-Strategien ist. Längst sind Namen wie “Heckenschere 3000 OAMUC (Oberaffen-mega-ultra-cool)” nicht mehr gewinnfördernd, sondern wirken zum Teil sogar lächerlich. Apple’s ehemaliger Creative Dicrector Ken Segall hatte die Idee, das Produktmerkmal “All-in-One PC” eines Produktes von Apple den Namen “iMac” zu geben und schuf damit für viele (potentielle) Kunden ein Synonym für All-In-One PCs.
Doch Apple hat sich in den vergangenen Jahren der konsequenten Namensvergabe ein eigenes Grab geschaufelt: die Versionsbezeichnung der Geräte ist ungewöhnlich konfus und inkonsequent. Das iPhone 5 ist nicht das iPhone der 5. Generation und das iPad 2 ist vom iPad der 3. Generation kaum zu unterscheiden.
Heute Morgen erreichte mich über Twitter ein Hinweis von @iRodKnocker, dass sich der “iMac”-Namensvater Ken Segall zur Namensgebung des iPhones zu Wort gemeldet hat: er behauptet, dass die Bezeichnung der so-genannten “aufpolierten Versionen” des iPhone’s (also iPhone 4S, das sich nur marginal vom iPhone 4 unterscheidet) den Kunden verwirren. Stattdessen fordert er, dass das kommende iPhone, das vermutlich nur interne Verbesserungen besitzt und “iPhone 5S” heißen wird, den Namen “iPhone 6″ erhält. Sinnbildlich unterstrich er es mit einem Vergleich zwischen zwei Versionen eines Automodells:“I think it’s safe to say that if you’re looking for a new car, you’re looking for a 2013 model — not a 2012S. What’s important is that you get the latest and greatest.”
Übersetzung: “Ich denke, es ist [deutlicher] zu sagen, dass wenn du auf der Suche nach einem neuen Auto bist, dass du nach dem 2013er Modell schaust – nicht nach dem 2012S Modell.”
Ich persönlich kenne keinen Autohersteller, der einem Modell aufgrund eines neueren Motors gleich einen neuen Namen verpasst hat. Indem Segall eine Versionsnummer für das iPhone fordert, verletzt er sogar seine eigenen Prinzipien:
Bei der damaligen Namensgebung für den iMac wurde konsequent auf eine laufende Versionsnummer verzichtet. Stattdessen benutzt man hier als Versionsindikator die tertiale Erscheinung eines Gerätes, gepaart mit dem Erscheinungsjahr (Beispiel: iMac 21,5″, Late 2012). Mit einer Versionsnummer wäre das iPhone 6 das iPhone der 7. Generation. Aus Kundengesprächen bei meinem damaligen Arbeitgeber durfte ich erfahren, dass bereits das iPhone 5 gerationsbedingte Verwirrungen gestiftet hat – ähnlich wie beim iPhone der 2. Generation, das offiziell als “iPhone 3G” bezeichnet wird.Apple muss zu den iMac-Anfängen zurückkehren
Das eigentliche Problem von Apple besteht in der Namens- und Versionskontrolle über alle Geräte hinweg:
- Bei den Mac-Computern ist es eine Kombination aus Tertial und Erscheinungsjahr.
- Beim iPad war es bis zum iPad 2 eine mitlaufende Generationsnummer, die jetzt nun im Nebensatz nur noch erwähnt wird (Beispiel: iPad der 4. Generation).
- Beim iPhone wird ein eigenes Prinzip benutzt: bis zum iPhone 3G wurde dem Namen iPhone den Mobilfunkstandard (2G, 3G) mitgegeben. Seit dem iPhone 3GS gilt jedoch folgende Benennung:
- Bei einer kompletten Überarbeitung des Gerätes wird eine neue Nummer gewählt (iPhone 4 => iPhone 5), die jedoch nicht die Geräte-Generation spezifiziert.
- Bei einer Produktpflege einer Version wird ein Buchstabenzusatz wie “S” an den bestehenden Namen angehängt (iPhone 4 => iPhone 4S).
- Beim iPod gilt bisher immer der Generationszusatz (Beispiel: 1. Generation) als offizieller Indikator, jedoch wurde inoffiziell auch gerne mal dem Namen ein Namenszusatz wie G3 oder 3G (für 3. Generation, danke an @vis7mac) gegeben, der jedoch mit der Namensgebung des bisherigen iPhone 2G und 3G kollidierte.
Die Folge des gesamten Durcheinanders? Dadurch, dass das iPhone der 1. Generation auch iPhone 2G genannt wurde, glauben viele, dass das iPhone der 1. Generation nicht das iPhone 2G ist. Zudem spezifiziert das iPhone 5 nicht die 5., sondern die 6. Generation, wodurch es durchaus zu Verwirrungen bei Kundengesprächen kommt, wenn diese das iPhone 5 haben, jedoch es als iPhone der 5. Generation bezeichnen (welches im Übrigen das iPhone 4S ist). Der Support für die jeweiligen Geräte wird durch eine Diskussion über die Generation und Gerätenummer stark verzögert.
Zudem ist es bei den mobilen Geräten iPhone und iPad nur möglich, die genaue Version durch spezielle Gehäuse- oder Leistungsmerkmale zu ermitteln, die meistens für den Normalbenutzer nicht unbedingt ersichtlich ist. In den Geräte-Infos ist auch nur die Modellbezeichnung statt eine einfache Information zu finden, die zwar das Modell spezifiziert, jedoch nicht ohne Suchmaschine identifizierbar ist.Eine konsequente Namensgebung mit einfacher Versionskontrolle wäre mit der Methode der Mac-Computer möglich. Ein einfache Name mit Erscheinungsjahr des Gerätes reicht vollkommen aus, um das Gerät genau spezifizieren zu können. Mehr benötigt es auch nicht, um versionsspezifische Merkmale ausfindig machen zu können und eine wirklich gute Kundenbetreuung durchführen zu können. Zum anderen gelten konsequent-durchgeführte Prinzipien immer als Garant für eine gleichbleibende Qualität der Produkte.